Promiskuität, Koks und Swimmingpool – voll 80er. Mit einem Porsche 50 km/h fahren, das ist die wahre Kunst. Der Erregungsgesellschaft mit Regungslosigkeit trotzen, der Ungeduld mit Gleichmut, dem Chaos mit wohltuender Langeweile. Wem nun in unseren Breiten gelingt solch eine quasi epikureisch-stoische Lebensform, wer ist unser größtes Vorbild und zweitliebster Nachbar? Es gibt nur einen – Philipp Lahm. Und was macht der so? Im neuen Stück des jungen Autors Michel Decar, der seit einigen Jahren mit gleichmütigem Furor die Theaterlandschaft aufmischt, geschieht nicht viel – und doch alles. Denn mitten in die Phantasmagorie des Durchschnittslebens eines Ausnahmefußballers platzt plötzlich die Abrechnung mit dem gesamten dramatischen Kanon, der sich bisher hauptsächlich mit Konflikten, Krisen und Kämpfen beschäftigte. Wird Shakespeare das überleben? Decar hat mit "Philipp Lahm" kein Prominenten-Biopic geschrieben, sondern einen lakonischen Blick auf seine Generation, unser Land und den Zeitgeist geworfen, die Hysterie von Medien- und Kulturbetrieb persifliert und nebenher die dramatische Tradition schulterzuckend ins Abseits gestellt. "Philipp Lahm", soviel ist sicher, ist die rettende Blutgrätsche gegen die "konfliktgeile Dramaturgie toter Männer". Jede Zeit hat die Helden, die sie verdient.
AUTOR MICHEL DECAR
INSZENIERUNG ROBERT GERLOFF
BÜHNE MAXIMILIAN LINDNER
KOSTÜM JOHANNA HLAWICA
MUSIK CORNELIUS BORGOLTE
VIDEO FLORIAN SCHAUMBERGER
LICHT UWE GRÜNEWALD
DRAMATURGIE ANGELA OBST
MIT
GUNTHER ECKES
RESIDENZTHEATER MÜNCHEN