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DIE HAUPTSTADT

von Robert Menasse

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Martin Susman ist ein melancholischer Mensch. Martin Susman mag Senf und er mag Bier. Martin Susman arbeitet in der Europäischen Kommission – in der Generaldirektion für Kultur. Nicht gerade das Zentrum der Macht, genießt die Abteilung innerhalb der Szene der EU-Beamten doch wenig Anerkennung. Kürzlich hat die ehrgeizige Fenia Xenopoulou die Leitung übernommen; nun soll sich das Blatt wenden. Die Abteilung muss das Bild der Kommission in der Öffentlichkeit aufpolieren und sich selbst gleichzeitig mit einem Prestigeprojekt ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken: ein Festakt zum 50. Geburtstag der Europäischen Kommission. Mit zunächst begrenztem Enthusiasmus macht sich Xenopoulous Team an die Planung – unter der Federführung von Martin Susman. Schnell jedoch entwickeln sich die Vorbereitungen zu einer absurden Reise ins Herz der Widrigkeiten der europäischen Politik.

Professor Alois Erhart blickt auf eine glanzvolle Wissenschaftskarriere zurück. Der Wiener Volkswirt beschäftigt sich seit Jahren mit der Europäischen Integration und ist nun eingeladen, an einem Thinktank mitzuarbeiten, der die Union aus der Krise führen soll. Was für eine Chance! Aber der gedankenlose Karrierismus der Teilnehmer stößt ihn ab. In einer letzten Rede entwickelt Erhart einen verwegenen Plan.

Unlängst ist David de Vriend in ein Altenheim umgezogen. Seine Erinnerungen verblassen immer mehr. In seinem Zimmer mit Blick auf den Friedhof dämmert er dem Lebensabend entgegen. Da läuft plötzlich ein Schwein durch die Brüsseler Innenstadt.

Kunstvoll führt Robert Menasse seine Handlungsstränge zunächst parallel, um sie schließlich in einem virtuosen Finale kulminieren zu lassen. Sein großer europäischer Roman ist eine melancholische Liebeserklärung an eine spröde Welt, die oft nur in Zerrbildern oder Klischees dargestellt wird. Sinnlich und humorvoll gelingt es Menasse, über verschlungene Bürokratie, groteske Thinktank-Sitzungen, Schweinehandel und das Gespenst des Nationalismus zu erzählen. Vor allem aber entwirft er ein plastisches und hoch spannendes Bild von der Welt der europäischen Beamten. Er zeigt ein Europa, das sich an einem gefährlichen Scheideweg befindet und für das es sich doch unendlich zu kämpfen lohnt.

nach dem Roman von Robert Menasse
in einer Bühnenfassung von Lucia Bihler & Tobias Schuster
ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG

AUTOR ROBERT MENASSE
REGIE LUCIA BIHLER
BÜHNE & KOSTÜME JOSA MARX
MUSIK JACOB SUSKE
VIDEO FLORIAN SCHAUMBERGER
DRAMATURGIE 
TOBIAS SCHUSTER
KÜNSTLERISCHE BERATUNG SONJA LAASER
LICHT OLIVER MATTHIAS KRATOCHWILL
TON BENJAMIN BAUER
REGIEASSISTENZ JOHANNA MITULLA

MIT SIMON BAUER, BARDO BÖHLEFELD, JESSE INMAN, STEFFEN LINK, SOPHIA LÖFFLER, SEBASTIAN SCHINDEGGER

SCHAUSPIELHAUS WIEN

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FOTOS © MATTHIAS HESCHL

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FOTOS © MATTHIAS HESCHL

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